Visionär oder Umsetzer? – Warum ein Unternehmen beides haben muss

01.08.2013
 

Geschäftsmann, To-do Liste, Mann, Zettel, Zeitmanagement

Veröffentlicht am 18.06.2013 bei Startupcareer.de

Erste Kunden sind von der Idee begeistert, das Konzept überzeugt sogar Geldgeber und das Wachstum? Bleibt aus. Der leidenschaftliche, aber manchmal uneffektive Visionär hat zwar ständig neue Ideen, schafft es jedoch oft nicht die nötige Traktion zu erreichen. Hier fehlt ein Umsetzer, der die Vision in konkrete Aufgaben aufschlüsselt und seinen Mitarbeitern den Weg weist.

Wir kennen ihn alle, den ungeduldigen, den rastlosen Gründer. Er verbessert kontinuierlich das Produkt, geht Kooperationen ein, ändert den Kurs, verkauft und akquiriert Partner im Akkord. Doch die Mitarbeiter laufen wie kopflose Hühner durch das junge Unternehmen, ziehen nicht an einen Strang und werden somit zu Wachstumsbremsen. Angetrieben durch den Traum „the next big thing“ zu erfinden, war er verrückt genug, das Abenteuer Gründung einzugehen. Doch dieser Träumer braucht einen „reality check“ in Form eines Partners, der den Traum zuerst in einen handfesten Plan übersetzt und den dann konsequent umsetzt.

Stärken nutzen, Schwächen kompensieren

Oft sind sich Unternehmensgründer ihrer Stärken und Schwächen nicht bewusst und es fällt ihnen schwer zuzugeben, dass sich das Tagesgeschäft nicht nebenbei steuern lässt. Doch ein Startup wird nicht erfolgreich sein, solange sich der Gründer als Visionär UND Umsetzer gleichzeitig versucht.

Folgendes Beispiel von Unternehmnercoach Stefan Merath macht das deutlich: Der zu erobernde Markt ist ein Wald. Dort benötigt der Gründer Menschen, die mit Macheten den Weg freiräumen – seine Mitarbeiter. Außerdem braucht er Leute, die die Arbeit so einteilen, dass niemand zu schnell erschöpft und alle vorankommen – die Umsetzer. Diese überprüfen auch, ob und warum einzelne Mitarbeiter effektiver sind und optimieren das Projekt „Holzhacken“. Und dann sitzt noch eine Person oben im Baum und ruft: „Hey, wir sind im falschen Wald!“

Der Gründer und Unternehmer kann unmöglich zur gleichen Zeit auf dem Baum sitzen, die Arbeit einteilen und den Weg freihacken, und ein ständiger Wechsel zwischen den einzelnen Rollen hält das gesamte Team nur auf. Vom Baum herunterklettern, mithelfen, wieder auf den Baum, wieder runter, mithelfen und so weiter… Allerdings sind alle drei Rollen gleichermaßen für eine gesunde Organisation notwendig. Beispielsweise können sich die Holzhacker nur dann vollkommen auf ihre Aufgabe konzentrieren, wenn sie wissen, dass sich jemand anderes darum kümmert, den nächsten Wald zu finden.

Effektive Rollenverteilung

Geschäftsmann, Rakete, ErfolgDer Visionär ist sozusagen der Triebmotor, der dafür sorgt, dass dem jungen Unternehmen auch in schwierigen Phasen nicht die Energie ausgeht. Die Welt ist für ihn eine Fülle an Gelegenheiten und Ideen, wovon die meisten vielleicht unbrauchbar sind, aber eine wird der Firma zu Wachstum verhelfen. Seine Schwäche: Lösungen sucht er nur für das große Ganze, aber nicht für die alltäglichen, praktischen Fragen.

Der Umsetzer dagegen schafft Ordnung und steuert die Basis. Er definiert Abläufe, Strukturen, Standards, überwacht ihre Einhaltung und optimiert wenn nötig. Er wirkt als Vermittler zwischen Mitarbeitern, hält sie verantwortlich und die täglichen Routinen aufrecht. Er ist verantwortlich für Gewinn und Verlust und die Erreichung gesetzter Ziele in allen Bereichen.

Rollen komplementär besetzen

Beides in einem kann also nicht funktionieren, weshalb jeder Gründer frühzeitig entscheiden sollte, welche Rolle er einnehmen möchte, um dann jemanden suchen, der seine Kompetenzen ergänzt. Gibt es schon Mitgründer oder sogar ein erstes Team? Ressourcen und Zeit sind knapp, daher sollte gleich am Anfang entschieden werden: Wer ist der bessere Mitreißer und wer behält als Umsetzer die Prozesse und Aufgaben im Auge?

Der Visionär muss hier im Zweifelsfall für seine Idee einstehen und harte Entscheidungen treffen, z.B. das gerade aufgestellte Team neu zusammenzusetzen, falls die Rollen nicht gut verteilt sind. Sonst fehlt DAS Fundament für ein gesundes Unternehmen.

Erfolgsversprechende Zusammensetzung

Das ideale Startup Team besteht deswegen nicht, wie oft angenommen, aus einem technisch-orientierten und einem wirtschaftlich-orientierten Gründer, sondern aus Visionär und Umsetzer. Die erfolgreichsten (Gründer)Teams der Geschichte hatten beides: Steve Jobs und Steve Wozniak, Walt und Roy Disney, oder heute Mark Zuckerberg und Sheryl Sandberg. Mit der Suche nach dem umsetzungsstarken Komplementär oder entsprechenden Mitarbeitern sind zwar Kosten verbunden, die der Gründer vielleicht vorher nicht eingeplant hat. Aber auch dafür wird er eine Lösung finden – schließlich ist er ja der Visionär. Denn unterm Strich lohnt sich die Investition: die (Holz)ernte wird umso üppiger ausfallen!

Alle Bildrechte: © Rudie – /Fotolia

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